„Mit dir, mein ganzes Leben!“ So versprechen es sich viele. Und dann? „Alle elf Minuten ein neues Paar“ so wirbt eine Online-Dating-Plattform. Was macht die intime Beziehung zum Heiligen Gral unserer Gesellschaft? Und warum ist es so schwer, eine für beide befriedigende, bereichernde intime Beziehung zu gestalten?
Das Problem zieht sich übrigens durch alle Beziehungsformen. Die klassische Beziehung zwischen Mann und Frau ist ebenso betroffen wie homosexuelle oder lesbische Beziehungen. Wie es diesbezüglich in der Polyamorie zugeht, wissen wir noch nicht so wirklich. Da haben wir noch zu wenig Erfahrung.
Viele bleiben in der Bedürftigkeit ihrer Kindheit hängen
Schauen wir uns die menschliche Entwicklung einmal grundsätzlich an.
In der ersten Stufe lernt das Kleinkind, zwischen Menschen und Dingen zu differenzieren.
In der zweiten Stufe lernt es ein Wir-Gefühl. Einer für alle und alle für einem geben dem grundsätzlich auf Schutz angewiesenen Kind die nötige Existenzsicherheit.
In der dritten Stufe löst sich das Kind aus der Familie und entwickelt das Gefühl des „Ich“. Auf dieser Stufe hängen wir in unserer Gesellschaft ziemlich in der Luft. Da wir die Spiritualität aus unserem Leben verbannt haben, fehlt eine übergeordnete Orientierung, die den Ego-Trip einbremst.
In der vierten Stufe geht es dann um´s “Du“. Wir wollen uns dem anderen schenken. Für gelingende intime Beziehungen müssen wir diese Stufe erreichen. Denn hier lernen wir, den anderen zu brauchen, weil wir ihn lieben. Und wir vergessen, den anderen zu lieben, weil wir ihn brauchen.
Fazit: Damit Beziehung gelingt, muss man für sich sein können
Viele Menschen in unserer Gesellschaft haben sich niemals aus dem „Wir“ heraus individualisiert. Wie Kinder übertragen sie die Verantwortung für das eigene Glück auf ihr Gegenüber. Im Grunde ist es die Sehnsucht nach dem Vater bzw. die Sehnsucht nach der Mutter, die sie beim Partner stillen wollen. Sie wollen den anderen haben. Sie können sich nicht schenken, selbst wenn sie es wollten! Erst wenn man lernt, für sich sein zu können ohne in Bedürftigkeit zu verfallen, ist man reif für gelingende Partnerschaft.
Hans Endmaya ist Gründer des Yi-Sinnhelden-Zentrums und Finder des Yi-8ermodells